Aller-Heiligen ~ oder alle, die es noch werden wollen

 

Dieser Tag, der für viele Menschen bestimmt etwas ganz Besonderes ist, war und ist mir immer schon ein Dorn im Auge gewesen. Am Grab stehen, um den Toten zu gedenken und die Ahnen zu huldigen, mag für viele Menschen ein besonderes Highlight im Jahr sein. Lächeln, schön anziehen, gestylt mit Highheels im Kiesboden versinkend, in Daunen- und Pelzmäntel schwitzend, natürlich auch Turnschuhe und Jeans. Ein teils buntes, teils düsteres Treiben. Ein Laufsteg der besonderen Klasse. Das Schauspiel ist interessant zu beobachten.

Nicht für mich. Für mich ist dieser Tag immer ein Mitlaufen, ohne aufzufallen, der Familie oder anderen gerecht zu werden.

Wenn es irgendwie möglich war, buchte ich in dieser Zeit einen Urlaub und war einfach nicht da. Ich stellte diesen Tag ganz bewusst aus. Ich mag diesen Tag nicht. Nicht dass ich meine Ahnen nicht ehre. Nein, ganz im Gegenteil. Ich denke und danke nahezu täglich meinen Vorfahren und bitte sie auch oft um Hilfe oder Rat. Ich zünde oft eine Kerze für sie an und gedenke ihnen auf meine Weise im Stillen. Doch dazu muss ich niemanden gefallen und auch nicht genau an diesem Tag mir die Füße in den Bauch stehen und mir vielleicht noch einen Sonnensticht am Friedhof holen.

 

The same procedure as every year. Nicht für mich. Ich habe mich heute offiziell von meinen Eltern abgemeldet, dass ich nicht dabei bin. Und schon entbrannte wieder eine Diskussion, ob ich nicht einmal im Jahr fähig sei und ans Grab gehen kann. Natürlich könnte ich, aber ich will nicht. Ich muss niemanden gefallen, außer mir selbst. Warum muss ich mich immer damit quälen Dinge zu tun, die mir widerstreben? Nur um anderen zu gefallen? Nicht aufzufallen, brav und artig sein?

Und wieder bin ich das schwarze Schaf, weil ich Farbe bekenne und meinen eigenen Kopf habe. Wer nicht mit der Menge mitschwimmt und konform geht, hat mit Konsequenzen zu rechnen. Auf mich wird mit dem Finger gezeigt. Wenn du nicht dies und das tust und machst, aber dann…. Ja bitte, grenzt mich aus. Ja, irgendwann muss/werde ich sterben. Der Tod gehört zum Leben dazu. Wann erkennen wir endlich diesen Kreislauf? Wann hört diese Angst auf das Leben zu leben?
Jedenfalls freue ich mich auf meinen freien Tag morgen und werde ihn auf meine Weise genießen und meinen Ahnen gedenken.

 

Kennst du auch das Gefühl, manchmal ausgegrenzt zu werden?

Wie gehst du damit um?

Wie geht es dir dabei?

 

Als ich das Elternhaus nach meiner offiziellen Abmeldung verließ, vergaß ich etwas und kehrte um. Ich hörte nur kurz als meine Eltern davon sprachen, was habe ich falsch gemacht, was hast du falsch gemacht. Ich belauschte sie nicht und ging.

Ja, hm… was habt ihr falsch gemacht an der Erziehung eurer Tochter? Vielleicht mich nicht so akzeptiert, wie ich bin. Ihr wollt aus mir etwas anderes, besseres machen. Habt mich mit anderen Kindern und Menschen verglichen, weil die besser waren. Besser in der Schule, besser im Studium und besser, was weiß ich, was noch alles. In euren Augen war ich nie gut genug.

Solche Situationen sind nicht immer leicht zu bewältigen. Bepackt mit Vorurteilen, mit einem großen, schweren Rucksack am Buckel (Rücken), wachse ich heran als Kind, als Teenager, als junge Frau, als erwachsen Frau, vielleicht als weise Frau, vielleicht bereits als inkarniertes Wesen. Ich war psychisch gesehen ganz unten, einem Burnout nahe und habe mir helfen lassen. Ich entschied mich, Hilfe aufzusuchen und anzunehmen. Mit Coachings, mit energetischen Behandlungen, mit diversen Fort- und Ausbildungen, mit selbst recherchieren und nachlesen. Und vor allem mit einer gewissen Portion Mut, um mit kleinen Schritten wieder aus dem Sumpf herauszukommen. Ich muss meinen Arsch bewegen und die Komfortzone verlassen, immer wieder. Das musst du selbst machen. Anfangen, aufstehen, umfallen, wieder aufstehen, aus den eigenen Fehlern lernen und nie aufgeben. Etwas loslassen, was nicht mehr dienlich ist, ist voll und ganz ok. Loslassen um frei zu werden für Neues. Und auf diesem Weg, hat mir Yoga sehr geholfen. Yoga on an off the mat. Die Verbindung zu mir selbst, Körper, Geist und Seele in Einklang bringen.

Trotz alledem, ich bin genug. Ich bin gut so, wie ich bin. Ich bin vollständig und ganz. Ich bin es mir Wert. Ich liebe mich. Ich bin alles und nichts. Ich bin. So Ham.

 

 

Ich akzeptiere und respektiere meine Eltern und natürlich alle anderen Menschen genauso. Ihnen verdanke ich, dass ich lebe. Ich wünsche mir nur einfach mehr gegenseitigen Respekt im kleinen Kreis und auch im großen Kreis in unserer Gesellschaft. Mehr Achtsamkeit, mehr Wertschätzung, mehr Dankbarkeit, mehr Miteinander. Reichen wir und sie Hände, nehmen uns in die Arme und kreieren eine glückliche, zufriedene Zukunft.

In der Familie ist es nicht viel anders als in der Politik oder in der heutigen Gesellschaft. Wer eine andere Meinung hat, wird ausgegrenzt, blöd angeredet, es wird mit dem Finger auf dich gezeigt. Hier ist man sehr oft in einem inneren Zwiespalt. Was ist richtig, was ist falsch? Es gibt genauso viele Meinungen, wie Menschen auf der Erde. Doch die Frage ist: Was ist meine eigene innere Wahrheit, was sagt mir meine Intuition mein Bauchgefühl?

Wir lassen uns viel zu oft von Außen, von der Politik, den Medien, der Propaganda,… leiten. Ja das ist einfacher, sich lenken und leiten zu lassen und mit der breiten Masse mitzuschwimmen. Man braucht nicht mehr selbst denken, alles wird einem vorgekaut. Nur verdauen musst du es selbst. Ob du willst oder nicht, die ganze Schei*e hast du dir einreden lassen, ohne selbst nachzudenken oder zu hinterfragen, was für dich stimmig ist und was nicht.

Für mich ist und war es nie stimmig gewesen, genau an diesem Tag am Friedhof zu stehen.

Vielleicht auch aus diesem Grund: Ich und meine Cousine durften vor vielen Jahren als einzige deutschsprachigen Besucher, mehr oder weniger eine Privatführung in eine der vielen Katakomben in Rom „genießen“. Ich glaube mich zu erinnern, dass derjenige sogar ein Geistlicher war. Er zeigte uns die unterirdischen Gänge und Grabstätten des ärmeren Volkes, derjenigen, die sich keine überirdischen prunkvollen Gräber leisten konnten. Bei jedem Grab/Höhle war ein kleines Loch daneben. In dieser Mulde wurde eine Kerze angezündet. Der Geistliche erklärte dies somit: „Das ewige Licht leuchte ihnen“. Die unterirdischen Grabstätten bzw. die toten Angehörigen wurden nie mehr besucht. Sie ruhten in Frieden.

Nun war für mich vieles klarer. Ich gedenke oft an meine Ahnen, nur lieber im Stillen.

 

Lebst du noch oder bist du schon todgeweiht?

 

In diesem Sinne wünsche ich dir und mir eine fried- und lichtvolle Zeit und einen achtsamen Umgang mit allen Seelen auf Erden!

Love&Light,
Petra

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